Innere Parasiten bei Wildvögeln

Im Inneren des Körpers eines Vogels können sich an verschiedenen Stellen Parasiten einnisten. Sie befallen meist entweder die Atmungsorgane wie die Luftröhre oder die Luftsäcke. Aber auch das Verdauungssystem kann von verschiedenen inneren Parasiten, sogenannten Endoparasiten, befallen werden. Einige sind vor allem im Kropf zu finden, andere eher im Darm. Im Folgenden werden die häufigsten inneren Parasiten beschrieben.

  • Darmwurmbefall
  • Kokzidien (Kokzidiose)
  • Luftröhrenwürmer
  • Luftsackmilben
  • Trichomonaden (Trichomoniasis oder Gelber Knopf)

Äußere Parasiten bei Wildvögeln

Parasiten, die außen auf dem Körper eines Wildvogels leben, werden als äußere Parasiten oder als Ektoparasiten bezeichnet. Bei den Vögeln lässt sich diese Gruppe der Parasiten grob aufteilen in Gefieder- und Hautparasiten. Weiter unten werden folgende Parasiten beschrieben

  • Gefiederparasiten
    • Federlinge
    • Federmilben
    • Federspulmilben
  • Hautparasiten
    • Fliegenmadenbefall (Myiasis)
    • Lausfliegen
    • Räudemilben (Grabmilben)
    • Rote und Nordische Vogelmilben (Blut saugende Milben)
    • Vogelflöhe
    • Vogel- und Taubenzecken

Darmwurmbefall

Bei freilebenden Vögeln ist ein Befall mit einer Reihe von Darmparasiten durchaus normal. Es bildet sich normalerweise ein Gleichgewicht zwischen Parasit und Wirtstier, also dem Vogel. Wird dieses Gleichgewicht jedoch durch Stresssituationen, Krankheiten oder Mangelernährung negativ beeinflusst, kann dies zu einer Schwächung des Immunsystems (Resistenzminderung) des Vogels führen. Die Folge ist eine starke Vermehrung der Darmparasiten, welche im schlimmsten Fall den Tod für den betroffenen Vogel bedeuten können.

Zu den bei Vögeln vergleichsweise häufig vorkommenden Würmern, die im Darm leben, gehören die Spulwürmer (Ascaris spp.). Diese Parasiten können je nach Art bis zu 35 Millimeter lang werden. Weitere Darmparasiten, die bei Vögeln beobachtet werden, sind Hakenwürmer (Ancylostomatidae). Weibliche Hakenwürmer werden bis zu einem Zentimeter lang, die Männchen sind ein wenig kürzer.

Auch Bandwürmer (Cestoda) können sich im Darm von Vögeln ansiedeln und dort zu schweren Verdauungsproblemen führen. Das rechte Foto über diesem Abschnitt zeigt den Kot einer Ringeltaube, in deren Darm sich ein Bandwurm eingenistet hatte. Einige Gliedmaßen des Bandwurms hatten sich gelöst und wurden mit dem Kot ausgeschieden.

Der in der Abbildung „Langer Parasit“ gezeigte Bandwurm hatte sich im Körper eines jungen Trauerschwans eingenistet.

Nachdem der Vogel mit einem Anti-Wurmmittel behandelt worden ist, ist der abgestorbene Parasit mit dem Kot ausgeschieden worden.

Typische Anzeichen für eine Infektion mit Spulwürmern und einigen anderen Wurmarten, die den Darm der Vögel besiedeln, sind Durchfälle. Bei einem Befall mit Hakenwürmern können die Durchfälle blutig sein. Auch kann es Probleme beim Absetzen des Kotes geben, wenn zu viele Würmer den Darm blockieren; sie können sogar zu einem Darmverschluss führen. Einen Befall mit Bandwürmern erkennt man daran, dass der Vogel trotz ausreichender Nahrungsaufnahme nicht zunimmt, sondern eher immer mehr an Gewicht verliert.

 

Darmwürmer nachzuweisen, ist in aller Regel nicht sonderlich kompliziert. Hierfür wird eine Kotprobe von einem Tierarzt unter dem Mikroskop untersucht. Meist sind in der Probe Eier der Würmer zu finden. Wirksame Mittel gegen Wurmbefall kann Ihnen Ihr Tierarzt empfehlen.

Kokzidien (Kokzidiose)

Bei diesen Krankheitserregern handelt es sich um einzellige Darmparasiten (sogenannte Protozoen), die in jedem Vogelorganismus leben. Erst eine extreme Vermehrung der Kokzidien kann dem Vogel schädlich werden. Der Darm verdickt sich und ist blutig entzündet. Kokzidien vermehren sich im Vogel unter anderem bei schlechten Haltungsbedingungen und Stress.

Die Darmkokzidiose zeigt sich für gewöhnlich durch Störungen des Allgemeinzustandes, also Aufplustern des Gefieders, Apathie, verminderter Futter- und Wasseraufnahme, Durchfälle und extreme Abmagerung. Beobachten Sie diese Symptome bei Ihren gefiederten Pfleglingen, sollten Sie einen Tierarzt einen Test auf Kokzidien durchführen lassen.

Manche Vögel nehmen wegen der Erkrankung eine unnatürliche Körperhaltung ein und verdrehen stark den Kopf, siehe Foto rechts. Bei starkem Befall kann es auch zu Lähmungen der Beine kommen.
Ein weiteres Anzeichen ist die Rotbäuchigkeit: Die vergrößerte Leber, die sich rechts im Vogelkörper befindet, dehnt sich aus. Dadurch erscheint der Bauch des betroffenen Vogels rot. Ist die Leber in den Krankheitsprozess einbezogen, so kann auch Atemnot auftreten, weil das stark geschwollene Organ auf das Atmungssystem des Vogels drückt und diesem zu wenig Platz im Körper lässt.

Grundsätzlich können alle Vögel an Kokzidiose erkranken. Besonders anfällig sind aber Amseln, Grünfinken, Girlitze, Zeisige, Stieglitze, Hänflinge und Wasservögel. Sie sollten sich von Ihrem Tierarzt beraten lassen, welches Medikament sinnvollerweise eingesetzt werden sollte, falls ein Befall mit Kokzidien vorliegt.

Luftröhrenwürmer

An Luftröhrenwurmbefall leiden vor allem viele Rabenvögel, Amseln, Stare und Drosseln sowie sämtliche am Boden nach Futter suchenden Weichfresser; auch Greifvögel wie Steinkäuze können betroffen sein. Ein typisches Anzeichen für eine Infektion mit Luftröhrenwürmern ist der Stimmverlust. Betroffene Vögel haben Schwierigkeiten beim Piepsen, sie klingen heiser oder bringt keinen Laut mehr hervor. Weitere Anzeichen sind eine schwere Atmung mit geöffnetem Schnabel sowie das „Herausklappen“ der Zunge. Die meisten Vögel niesen auch oder erscheinen so, als müssten sie aufstoßen. Einige Tiere führen Würgebewegungen durch, ohne sich jedoch zu übergeben. Hierbei ist aber unbedingt zu beachten, dass auch andere Erkrankungen sehr ähnliche Symptome verursachen können. Es erfordert immer eine sehr genaue Abklärung, ob tatsächlich ein Befall mit Luftröhrenwürmern vorliegt.

Ein typisches Beispiel für eine Situation, in der es ohne einen Luftröhrenwurmbefall vorübergehend zu den genannten Symptomen kommen kann, ist eine Futterumstellung. Bitte beobachten Sie den Vogel erst ein bis zwei Tage, denn oft verschwinden diese Symptome von selbst wieder. Generell ist jedoch angeraten, den Verdacht auf einen Befall mit Luftröhrenwürmern durch einen fachkundigen Tierarzt abklären zu lassen. Um die Würmer nachzuweisen, untersuchen die meisten Tierärzte den Kot der Vögel, denn darin befinden sich oft Eier der Luftröhrenwürmer. Allerdings sind diese nicht immer im Kot nachzuweisen. Sicherheitshalber sollte zusätzlich ein Rachenabstrich entnommen werden, aus der Kombination der Untersuchung beider Proben lassen sich die Würmer oft zweifelsfrei nachweisen. Sind Würmer nachgewiesen worden, legt der Arzt die Therapie fest und händigt Ihnen das Präparat aus, welches zur Entwurmung erforderlich ist.

 

Infolge einer Entwurmung kommt es bei vielen Vögeln zunächst zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes und zu einer zusätzlich erschwerten Atmung. Der Grund dafür ist, dass die Würmer absterben und von den Vögeln abgehustet werden müssen. In seltenen Fällen ergeben sich so schwere Komplikationen, dass der Erstickungstod droht, wenn nicht rasch eingegriffen wird.

Oben ein Ei eines Luftröhrenwurms, unten zwei Kokzidien Oozysten im Kot einer Amsel © Anke Dornbach

Spezialisierte Ärzte können dann per Endoskopie abgestorbene Würmer entfernen, wenn diese die Luftröhre der Vögel verstopfen. Dies kommt jedoch wie bereits erwähnt selten vor.

Luftsackmilben

Die blutsaugenden Luftsackmilben leben in den Luftsäcken, Bronchien und in der Luftröhre des Vogels. Feuchtet man die Federn im Halsbereich leicht an und hält man den Vogel gegen eine Lichtquelle, so kann man durch die dünne Haut die Milben als kleine Punkte in der Luftröhre erkennen. Betroffene Vögel werden zuerst heiser, später verlieren sie ihre Stimme gänzlich. Sie niesen, würgen und schleudern ihren Kopf hin und her und nach Anstrengungen atmen sie mit geöffnetem Schnabel. Bei manchen Vögeln sind darüber hinaus knackende oder röchelnde Atemgeräusche zu hören. Da die Milben nachtaktiv sind, verstärken sich die Symptome am Abend und in der Nacht. Die Vögel sind dann unruhig und leiden an Schlafmangel.

Trichomonaden (Trichomoniasis oder Gelber Knopf)

Vögel können sich mit bestimmten Geißeltierchen infizieren, die als Trichomonaden bezeichnet werden. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Trichomonas gallinae. Diese Parasiten können bei einer Reihe von Vogelarten auftreten, darunter vor allem Tauben. Im Sommer 2009 berichteten die Medien über ein verstärktes Auftreten der Trichomonaden bei Grünfinken, viele dieser Vögel sind an dem Parasitenbefall gestorben. In den darauffolgenden Jahren trat die Erkrankung weiterhin in Erscheinung, sie wird inzwischen als „Grünfinkensterben“ bezeichnet.

Die Trichomonaden sind sehr klein (wenige Mikrometer) und sie leben im Rachen und im Kropf erkrankter Vögel. Durch ständige Reizung entstehen dicke, gelbliche oder graue, schmierige Beläge am Zungengrund, die bis in die Luftröhre, Speiseröhre und den Kropf reichen und Atemnot verursachen können. Betroffene Vögel haben Schluckbeschwerden, sträuben ihr Gefieder und magern ab beziehungsweise verhungern. Niesen und „Husten“ sowie Erbrechen können ebenfalls Symptome eines Trichomonadenbefalls sein. Außerdem riechen manche erkrankten Vögel aus dem Schnabel fischig.

 

Zur Diagnose wird ein Abstrich aus dem Rachen oder Kropf entnommen und vom Tierarzt mit dem Mikroskop betrachtet, er kann die Trichomonaden dann direkt sehen. Für die Behandlung eignet sich zum Beispiel das Medikament Spartrix, aber auch Metronidazol kommt oft zum Einsatz. Bitte beachten Sie, dass einige Vogelarten, zum Beispiel Finkenvögel, kein Metronidazol vertragen.

Für die Behandlung eignet sich zum Beispiel das Medikament Spartrix, aber auch Metronidazol kommt oft zum Einsatz. Bitte beachten Sie, dass einige Vogelarten, zum Beispiel Finkenvögel, kein Metronidazol vertragen. Tägliches Streichen mit Wattestäbchen über die Beläge im Schnabel ist wichtig, um die oberste Schicht sanft zu lösen. Tiefere Beläge NIE gewaltsam entfernen, starke Blutungen sind die Folge bis hin zum verbluten. Am Ende der Behandlung sind die Beläge im Schnabel verschwunden. Nach der Behandlung muss vom Tierarzt per Kropfabstrich überprüft werden, ob keine Trichomonaden mehr nachgewiesen werden können.

 

In besonders ungünstig verlaufenden Fällen kann es zu einem Kropfdurchbruch kommen, bei dem die Haut reißt und der Kropf nach außen hin offen ist, wie die Abbildung „Kropfdurchbruch durch Trichomonaden“ zeigt. Betroffene Vögel sind in Lebensgefahr, sie können verhungern und sich zudem schwere Infektionen zuziehen.

 

Entscheidend ist, dass wichtige Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Da sich Trichomonaden über das Trinkwasser übertragen, müssen in einer Pflegestation sämtliche Vögel, die mit einem infizierten Tier in Berührung gekommen sind oder die aus demselben Napf getrunken haben, ebenfalls behandelt werden! Außerdem ist es wichtig, die Wasser- und Badenäpfe nach dem Gebrauch mindestens 24, besser 48 Stunden trocknen zu lassen. Dies ist deshalb erforderlich, weil Trichomonaden nur in einer feuchten Umgebung überleben können. In winzigen Ritzen eines Napfes, die noch nicht ausgetrocknet sind, können die Tiere überleben, wenn das Trinkgefäß nur über Nacht nicht neu mit Wasser gefüllt wird.

Federlinge

Federlinge leben auf den Federn der Vögel. Es handelt sich bei ihnen um sogenannte Kieferläuse (Mallophaga, eingedeutscht: Mallophagen) und es sind Insekten. Im Gefieder der Vögel finden sie Nahrung und einen Platz für die Fortpflanzung; sie legen ihre Eier ins Federkleid ihrer Wirtstiere. Problematisch ist die Anwesenheit von Federlingen, weil sie durch das Fressen von Hautschuppen und Federbestandteilen Juckreiz verursachen und außerdem das Gefieder der betroffenen Vögel mit der Zeit immer stärker schädigen. Nach einiger Zeit ist es meist löchrig und sieht regelrecht angefressen aus. Zudem leiden die erkrankten Vögel wegen des permanenten Juckreizes unter Schlafmangel und sind deshalb oft müde. Das wiederum wirkt sich negativ auf ihr Immunsystem aus und sie werden anfällig für andere Erkrankungen.

Bei den meisten Vögeln kommen bis zu drei Millimeter langen Federlinge vor. Sie sind zwar sehr klein, können aber mit dem bloßen Auge diagnostiziert werden. Meist sind sie dunkel graubraun gefärbt und huschen bei Lichteinstrahlung unter das Gefieder.

 

Bei Taggreifen, also tagaktiven Greifvögeln, kommen hingegen oftmals sehr viel größere Federlinge vor. Zu den Taggreifen gehören beispielsweise Mäusebussarde, Turmfalken und Sperber. Die großen Federlinge sind sehr gut sichtbar, wenn man das Untergefieder zur Seite streicht. Wie die kleinen Federlinge sind sie ebenfalls ausgesprochen lichtscheu und versuchen sich schnellstmöglich zu verstecken. Das in der Abbildung „Riesenfederling“ gezeigte gehört der Art Laemobothrion maximus an.

 

Federlinge können mit Puder bekämpft werden, in dem der Wirkstoff Pyrethrum enthalten ist. Der Vogel wird hiermit vor allem an den Federunterseiten eingepudert. Noch besser ist unserer Erfahrung nach das Besprühen mit Exner Petguard. Dieses Präparat enthält kein Gift, sondern Milchsäure. Sie verklebt die Atmungsöffnungen der Parasiten und führt so zum Erstickungstod der Federlinge, ohne dem Vogel zu schaden.

Federmilben

Federmilben auf den Schwanzfedern eines Seidenschwanzes © Sylvia Urbaniak

Federmilben sind kleine Spinnentiere, die meist auf der Unterseite der Federn infizierter Vögel leben. Es wird vermutet, dass sie sich von Hautschüppchen, Bürzeldrüsensekret und Federbestandteilen ernähren. Gänzlich wissenschaftlich geklärt ist die Ernährung dieser Parasiten jedoch bislang noch nicht. Alle Arten von Federmilben sind sehr klein, sie haben eine Körperlänge von lediglich 0,03 bis 0,15 mm und sind deshalb nur mit einer Lupe erkennbar. Im Unterschied zu Federlingen bewegen sie sich bei Lichteinwirkung nur langsam.

Hautparasiten

Eine Reihe von äußeren Vogelparasiten besiedelt die Haut der Tiere und saugt Blut oder ernährt sich von abgestorbenen Hautschuppen sowie von lebendem Gewebe. Betroffene Vögel leiden nicht nur unter Juckreiz oder Schmerzen, sie können bei massenhaftem Auftreten von Blut saugenden Hautparasiten an einer Blutarmut erkranken und im schlimmsten Fall daran sterben. Zudem ist das Immunsystem stark befallener Vögel oft geschwächt und sie sind anfällig für allerlei Infektionskrankheiten.

Fliegenmadenbefall (Myiasis)

Fliegen legen ihre Eier gerade in den warmen Monaten des Jahres gern in offene Wunden oder Körperöffnungen schwacher Wildvögel. Ein mit Fliegenmaden befallener Wildvogel benötigt grundsätzlich menschliche Hilfe! Werden die Maden nicht entfernt, wachsen sie heran und vermehren sich im Körperinneren des Tieres, wo sie gravierende Schäden anrichten können, zum Beispiel durch den Befall und die Zerstörung der inneren Organe. Zudem heilen Wunden, die von Fliegenmaden befallen wurde, meist sehr schlecht und sind ein Einfallstor für Bakterien oder andere Krankheitserreger, die zu schweren Entzündungen führen können.

Tierärzte sprechen bei einem Befall mit Fliegenlarven übrigens von der sogenannten Fliegenmadenkrankheit oder Myiasis.

 

Gelangt ein betroffener Vogel in Ihre Obhut, sollten Sie bei der Behandlung sehr gründlich vorgehen. Eier und jede einzelne Made müssen mit Hilfe einer spitzen Pinzette manuell entfernt werden. Vor allem die Fliegeneier sind wegen ihrer geringen Größe meist nur schwer zu erwischen. Es erfordert eine Menge Feinarbeit, um sie allesamt aus einer Wunde zu klauben. Man sollte jedoch auf gar keinen Fall nachlässig sein und sich denken, dass man das ja später noch erledigen kann. Bei einem Befall mit frisch gelegten Eiern sind diese am besten umgehend zu entfernen. Keinesfalls sollte lange gewartet werden, denn aus Fliegeneiern entwickeln sich innerhalb sehr kurzer Zeit Maden. Diese können dann beispielsweise über Nacht schlüpfen.

Lausfliegen

Lausfliegen kommen in Deutschland in verschiedenen Arten vor, man trifft sie gehäuft in den warmen Monaten des Jahres an. Diese Tiere ernähren sich vom Blut der Vögel. Je nach Art sind sie auf bestimmte Vögel spezialisiert, sie befallen zum Beispiel Schwalben und Segler, aber auch andere Vogelarten wie Amseln, Spechte, Rabenvögel, Eulen und Greifvögel leiden gelegentlich unter diesen Insekten. Lausfliegen sind mehrere Millimeter lang und deshalb mit dem bloßen Auge normalerweise recht gut zu erkennen. Ihr Äußeres erinnert entfernt an Stubenfliegen, manche Arten haben lange Flügel, andere nur kurze Stummelflügel. Allen Lausfliegen gemein ist, dass sie mit den Füßen fest am Vogel haften. Man sammelt diese Parasiten mit einer Pinzette ab und zerdrückt sie, weil sie sonst rasch flüchten und erneut auf Vögel in der Nähe übergehen.

Räudemilben (Grabmilben)

Es kommen bei unseren heimischen Wildvögeln verschiedene Grabmilbenarten vor. Der lateinische Name der Räudemilbe, die den Schnabel und die Augen befällt, lautet Knemidokoptes plae. Jene Räudemilben, die vor allem die Beine und die Kloake befallen, heißen auf Lateinisch Knemidokoptes mutans; sie werden im Deutschen auch Kalkbeinmilben genannt. Räudemilben sind übrigens keine Insekten, sie gehören zu den Spinnentieren.

 

Ein mit Räudemilben befallener Vogel zeigt weißliche, schorfige, kalkig anmutende Ablagerungen im Gesicht, in den Schnabelwinkeln, an den Ständern (Beinen) oder an der Kloake. Diese krustigen Ablagerungen können sich in besonders schlimmen Fällen über den ganzen Körper erstrecken. Innerhalb der krustigen Ablagerungen sind bei einem fortgeschrittenen Fall die Bohrlöcher der Milben oft deutlich sichtbar. Der Vogel kratzt und scheuert sich, reißt sich Federn aus.

 

Bei einem Befall mit Räudemilben ist dringend vom Besprühen des Vogels mit in Zoofachgeschäften erhältlichen Milbensprays abzuraten. Wildvögel können sich an den Sprays vergiften und sterben.

In manchen Fällen zeigen Wildvögel, darunter häufig Buchfinken, ein Krankheitsbild mit auffälligen Hautveränderungen an den Beinen. Es ähnelt dem typischen Krankheitsbild eines Befalls mit Grabmilben, doch es handelt sich dabei um eine sogenannte Papillomatose, also eine sehr wahrscheinlich durch Viren verursachte Erkrankung.

Rote und Nordische Vogelmilben (Blut saugende Milben)

Der lateinische Name der Roten Vogelmilbe lautet Dermanyssus gallinae, die Körpergröße dieser Parasiten liegt zwischen 0,7 und 1,1 mm. Die Milben gehören zu den Spinnentieren. Sie sind nachtaktive Blutsauger, die sich am Tage in Ritzen und dunklen Nischen – meist finden sie diese im Nistmaterial – aufhalten. Nachts saugen sie Blut und verursachen beim Vogel eine starke Unruhe, er nestelt nervös an seinem Gefieder. Im fortgeschrittenen Stadium magern betroffene Vögel ab und können an Erschöpfung und Blutverlust sterben.

Diese Vogelmilbe – hier durch ein Mikroskop betrachtet – ist auf einer Kohlmeise gefunden worden © Sylvia Urbaniak
Diese Vogelmilbe – hier durch ein Mikroskop betrachtet – ist auf einer Kohlmeise gefunden worden © Sylvia Urbaniak

Zur Diagnose legt man ein weißes Papier oder Tuch auf den Käfigboden und klopft das Nistmaterial darüber aus. Die Parasiten kontrastieren nun mit dem Weiß der Unterlage.

 

Die Nordische Vogelmilbe trägt den wissenschaftlichen Namen Ornithonyssus sylviarum. Sie ist nur 0,8 mm groß und mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen. Wie die Rote Vogelmilbe gehört sie zu den Spinnentieren. Sie besitzt vier Beinpaare, der Körper der leeren Milbe ist schmal und oval bis birnenförmig; die Färbung ist gelblich bis bräunlich. Nach dem Blutsaugen ist die Milbe eher rund geformt. Sind die Milben nach der Blutmahlzeit satt, ist ihre Körperfärbung dunkelbraun bis schwarz. Dieser Ektoparasit ist nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tage aktiv. Bei sehr genauer Betrachtung mit der Lupe kann man die Milben auf dem Vogel wandern sehen. Weil die Milben starken Juckreiz verursachen, kratzen sich die befallenen Vögel häufig und wirken sehr unruhig.

Vogelflöhe

Bei Wildvögeln kommen wie bei Säugetieren verschiedene Flöhe vor, die Blut saugen. Die einzelnen Vogelfloharten haben sich auf unterschiedliche Wirtstiere spezialisiert. Der Hühnerfloh ist vor allem auf Hausgeflügel zu finden, aber auch auf anderen Wildvögeln. Dasselbe gilt für den Taubenfloh, der anders als es sein Name vermuten lässt keineswegs ausschließlich auf Tauben lebt.

Ein typisches Symptom für einen Flohbefall ist starke Unruhe des Vogels. Die winzigen Parasiten sind bei gründlicher Untersuchung der Haut und des Gefieders meist leicht zu finden.

Bei kleinen Singvögeln, zum Beispiel bei Meisen, können Flöhe zu einem erheblichen Blutverlust führen. Der Allgemeinzustand der betroffenen Tiere ist dann oft schlecht, die Vögel leiden unter der Blutarmut und sind insgesamt abgeschlagen und schlapp. Bei Jungtieren im Nest, die von Flöhen belästigt werden, kann es durch den Blutverlust zu Entwicklungsverzögerungen kommen. Insgesamt kommen Vogelflöhe seltener vor als andere Vogelparasiten.

Vogelzecken und Taubenzecken

Wildvögel können in freier Natur mit Zecken in Berührung kommen. Wild-, Brief- und Ziertauben werden dabei meist von der Taubenzecke (Argas reflexus) befallen, sie geht nur in seltenen Fällen auf andere Vogelarten über. Doch auch diese sind nicht vor Zecken sicher, denn neben der Taubenzecke kommen weitere dieser Blut saugenden Insekten vor, die Vögel befallen können. Vogelzecken sind je nach Art unterschiedlich groß. Manche erreichen nur die Ausmaße eines Stecknadelkopfes, andere werden so groß wie ein halber menschlicher Fingernagel.

Gesunde Wildvögel haben normalerweise keine Probleme damit, wenn sich eine Zecke an ihnen festsaugt und Blut trinkt. Gerät der Vogel jedoch in die Situation, dass sich gleich mehrere Zecken über ihn hermachen, kann dies zu einem gravierenden Blutverlust führen, der eine Schwächung oder im schlimmsten Fall den Tod zur Folge hat. Insbesondere kranke Vögel und Jungtiere sind in großer Gefahr, wenn sich Zecken an sie heften.

 

Da Zecken die Haut mit ihren Mundwerkzeugen durchstoßen müssen, verkriechen sie sich unter dem Gefieder der Vögel und werden oft erst sichtbar, wenn die Federn vorsichtig zur Seite geschoben werden. Wer einen Wildvogel findet, der mit Zecken befallen ist, sollte diese vorsichtig lösen. Hierzu wird die Zecke mit einer Pinzette gepackt und herausgezogen.

Der Fachhandel bietet zudem spezielle Zeckenzangen an, auch diese können verwendet werden. Ist ein Vogel stark befallen, kann es sinnvoll sein, in Absprache mit einem fachkundigen Tierarzt ein Stärkungspräparat einzusetzen, damit das Tier den von den Zecken verursachten Blutverlust besser ausgleichen kann.

Manche Zecken sitzen so ungünstig, dass sie vom Tierarzt unter Narkose entfernt werden sollten!